Der Glaube an Verschwörungsmythen, Bildung und Wissen über Jüdinnen und Juden sind wesentliche Einflussfaktoren auf Antisemitismus. Das hat die Antisemitismusstudie 2022 ergeben, die das IFES gemeinsam mit Demox Research im Auftrag des Parlaments durchgeführt hat. Die Studie stellt eine Fortsetzung der Antisemitismusstudien 2018 und 2020 dar.

Antisemitische Einstellungen sind in Österreich nach wie vor weit verbreitet. Mehr als ein Drittel der Befragten der Antisemitismus-Studie fand die Aussage „Die Juden beherrschen die internationale Geschäftswelt“ sehr oder eher zutreffend. Ebenfalls 36 Prozent fanden die Aussage „Juden versuchen heute Vorteile daraus zu ziehen, dass sie während der Nazi-Zeit Opfer gewesen sind“ zutreffend. 15 Prozent der Befragten sind manifest antisemitisch eingestellt, bei 32 Prozent konnte latenter Antisemitismus festgestellt werden. 54 Prozent weisen keine antisemitischen Einstellungen auf.

Verschwörungsmythen befördern Antisemitismus

Als wesentliche Einflussfaktoren auf Antisemitismus hat die Studie den Glauben an Verschwörungsmythen, Bildungsunterschiede und das Wissen über Jüdinnen und Juden identifiziert, fasste IFES-Geschäftsführerin Eva Zeglovits die Ergebnisse im Zuge der Präsentation im Parlament zusammen. Je mehr die Befragten an Verschwörungsmythen glauben, desto stärker sind sie antisemitisch eingestellt. Das trifft auch dann zu, wenn die Verschwörungsmythen per se nichts mit Jüdinnen und Juden zu tun haben.

Bildung und Wissen wirken sich positiv aus

Menschen mit höherem Bildungsgrad drücken deutlich weniger Zustimmung zu antisemitischen Aussagen aus. Noch mehr als der formale Bildungsabschluss wirkt sich die informelle Bildung bzw. das Wissen über Jüdinnen und Juden auf antisemitische Einstellungen aus. Menschen mit Basiswissen – etwa zur Anzahl der im Holocaust ermordeten Jüdinnen und Juden, zu jüdischen religiösen Festen oder zur Fläche Israels – sind deutlich seltener antisemitisch eingestellt als jene, die nicht über dieses Wissen verfügen.

Mehr als 2.000 Personen repräsentativ befragt

Für die Studie wurde eine für Österreich repräsentative Stichprobe von 2.000 Personen über 16 Jahren befragt. Unter 25-Jährige wurden mit einer Fallzahl von 400 bewusst übergewichtet. Zusätzlich erfolgte eine Aufstockung durch Personen mit familiärer Migrationsgeschichte aus der Türkei (491 Personen) bzw. aus einem arabischsprachigen Land (483 Personen). Insgesamt wurden 2.974 Personen österreichweit mittels computergestützten Telefon- bzw. Web-Interviews befragt. Der Befragungszeitraum erstreckte sich von Mitte Oktober bis Ende November 2022.

 18.4.2023

Ansprechpartnerin

Dr.in Eva Zeglovits
Geschäftsführerin
Tel: +43/1/54670 – 351
eva.zeglovits@ifes.at

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